Als wir vor 3 Wochen in Tallinn starteten, waren wir sehr
gespannt auf die Länder des Baltikums. Wenn wir heute in Vilnius auf die Reise
zurückblicken, stellen wir trotz guter Reisevorbereitung erneut fest: „Es ist
immer anders, als man es vom Lesen und vom Hörensagen kennt“. Obwohl wir wussten, dass die Länder Estland, Lettland und
Litauen aus grossen Waldflächen bestehen, stellten wir uns die Wälder anders
vor. Wir trafen vorwiegend Wirtschaftswälder, Monokulturen gleicher Arten und
gleichen Alters, welche mit Grossmaschinen bearbeitet werden. Die
Landwirtschaft in den nördlichen Ländern hat eher wenig Bedeutung, in Litauen
hingegen wird grossflächig Getreideanbau und Graswirtschaft betrieben. Wo eine
Gegend mit Nationalpark beschriftet wird, heisst das noch lange nicht, dass es
sich um ein Naturreservat im engeren Sinn handelt. Dörfer darin unterscheiden
sich kaum von anderen Ortschaften, der Tourismus hat jedoch eine grössere
Bedeutung. Unterschiede zwischen Stadt und Land sind überall bereits an den
Gebäuden erkennbar. Estland erscheint sehr skandinavisch und ist offensichtlich
in der EU sehr gut integriert. In Lettland und Litauen sind die russischen und
polnischen Einflüsse spürbarer. Dies gilt dort auch für die Rolle der Kirchen.
Die heimische Tier- und Pflanzenwelt kann man in
Küstennähe am besten kennenlernen. Nebst vielen Vogelarten sahen wir mehrere
Füchse, doch Elche fanden wir nur auf den Verkehrsschildern. Die Flora der
Dünen ist sehr angepasst an die extremen Verhältnisse. So fanden wir
Berg-Sandglöcklein (Jasione montana), Dünenveilchen (Viola littoralis) und
Baltisches Leinkraut (Linaria loeselii). Der Strandhafer (Ammophila arenaria)
dominiert die Dünen. Er ist auf regelmässige Übersandung angewiesen, da der
angewehte Sand durch Niederschläge entsalzen wird.
Überall sind die Internetverbindungen super. Bargeld ist
viel weniger im Umlauf als in der Schweiz. Dank Englisch lassen sich auch die
verschiedenen Sprachen gut umgehen. Man versteht sich immer. Die Leute sind
hilfsbereit und freundlich. Wir fühlten uns überall sehr sicher. Von
Kriminalität haben wir nichts gespürt. Auch die Küche stimmte durchs Band. Und
bei den tiefen Preisen konnte man auch bei den besten Speisekarten durchaus
schlemmen.
Auch wenn die Temperaturen zwischen 14 und 19 °C im Juni
und Juli ungewöhnlich tief waren und uns immer wieder Regengüsse erwischt
haben, waren die klimatischen Bedingungen zum Reisen meist angenehm. Wir haben
sehr schöne und bereichernde Ferien erlebt. Das Baltikum als Ziel zu wählen
war ein sehr guter Entscheid. Und in Gediminas Turm von Vilnius befanden wir uns gar wie zu Hause im Tellmuseum im Wattigwilerturm zu Bürglen.