Freitag, 5. Juli 2019

8. Liepaja, eine Stadt der Gegensätze


Wir haben wohl bis anhin noch nirgends auf der Welt eine Stadt gesehen, welche schlechter ausgeschildert ist als Riga. So wird denn deren Ausfahrt ohne GPS zu einer ungewohnten Irrfahrt. Schliesslich erreichen wir endlich eine Hauptstrasse, welche Richtung Jurmala führt. In wechselnden Regengüssen und nach einem weiteren Umweg finden wir endlich die A9 nach Liepaja, der drittgrössten Stadt Lettlands an der Ostseeküste.

Liepaja ist eine Stadt mit vielen Einbahnstrassen und teilweise schmalen Gassen. Das Porins Hotel liegt versteckt an einem Gässchen mit hartem Kopfsteinpflaster. Wir finden die Türe verriegelt, im Innern ist eine Baustelle zu sehen. Das darf doch nicht wahr sein! Via Parkplatz und Hintereingang finden wir dann aber eine Rezeption. Hier wird uns erklärt, dass das Hotel auch mit dem Namen „Palmas“ ausgestattet wurde. Der Lift des Hotels ist eine Kuriosität. Während der langsamen Fahrt muss man ständig den Knopf drücken, bis man zuoberst ohne echten Liftausgang bei einer Schwenktüre aussteigen kann. Eine erste Stadterkundung führt zum Zentralmarkt.
 
 
 
An Kirchen fehlt es der lettischen Stadt nicht. Wir wohnen fast neben der Anna Kirche. Einige Meter weiter steht die katholische Jazepa Kathedrale, ein romanisches, dunkles Gotteshaus. Da hebt sich die blaue russisch-orthodoxe Kirche zumindest äusserlich angenehm ab. 

 
Zu Fuss machen wir uns auf den Weg zur Ostseeküste. Dabei wird rasch klar, dass viele Leute mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Entsprechend präsentieren sich die Plattenbauten und Wohnblöcke oft mit bröckelndem Verputz.
 
 
 
 
 
An der Ostseeküste angelangt empfängt uns ein stürmischer Westwind. Wir werden richtiggehend sandgestrahlt. Arbeiter buddeln Sitzbänke aus dem Triebsand wie aus Schneemassen. Augen und Kameras müssen vor dem feinen Sand geschützt werden. Von einem Badeplausch an der Küste ist bei 16 °C Lufttemperatur eh nicht auszugehen. Wir durchqueren einen Park und schauen den jugendlichen Tennisspielern zu, welche soeben eine Lektion von ihrem Lehrer erhalten. 
 
 
 
Es wurden und werden viele altehrwürdige Holzhäuser wieder im Originalstil renoviert. So widerspiegeln die Strassenzüge und Häuserreihen eine Vielfalt von Armut und Prunk. Deren Wurzeln reicht zurück bis in die Zeit der Sowjetunion, als die Parteibonzen Liepaja zu ihrer Feriendestination ausgewählt hatten.
 
 
 
 
 
Am Samstagmorgen suchen wir in Liepaja noch die zweitgrösste Konzerthalle von Lettland (nach Riga). Der moderne Bau erinnert an einen Topf. Er ist zwar unverwechselbar, aber über sein Ästhetik lässt sich sicher streiten. Dann fahren wir der Küste entlang, wo wir zwischen Nica und Palanga die Grenze zwischen Lettland und Litauen überqueren.
 

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